Dezember 2018
Erfolg gegen Botox-Tierversuche
Der französische Pharmakonzern Ipsen hat bekannt gegeben, eine Zulassung für einen Zelltest zur Testung seiner Botox-Produkte in der EU und der Schweiz erhalten zu haben. Ipsen ist damit der dritte Hersteller, der zumindest teilweise tierversuchsfrei testet. Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche verbucht den Umstieg als „großartigen Erfolg seiner jahrelangen Kampagne“, kritisiert jedoch den langen Zeitraum. Die Konkurrenzfirmen setzen bereits seit 2011 bzw. 2015 einen Zell-basierten Test ein. Das Nervengift Botulinumtoxin, bekannt als „Botox“, wird zu medizinischen, überwiegend aber zu kosmetischen Zwecken eingesetzt. Wegen der Gefährlichkeit der Substanz wird jede Produktionseinheit überprüft, bevor sie in den Verkauf gehen kann. Standard hierfür ist ein besonders grausamer Tierversuch. Mäusen wird das Gift in die Bauchhöhle injiziert; sie sterben qualvoll an Atemlähmung. Der Verein Ärzte gegen Tierversuche schätzt, dass jährlich 350.000 Mäuse auf diese Weise allein in Europa sterben, weltweit mindestens 600.000. Der Verein hat 2007 eine Kampagne gegen diese Tierversuche gestartet, um Druck auf die Hersteller auszuüben, die Entwicklung tierversuchsfreier Tests voranzutreiben. 2011 gab es den ersten Erfolg: Die amerikanische Firma Allergan mit einer Niederlassung in Ettlingen erhielt eine behördliche Zulassung für eine selbstentwickelte Zellkulturmethode. Die Frankfurter Firma Merz folgte 2015. Beide Firmen ersetzen damit allerdings nur einen großen Teil ihrer Tierversuche. Erst dieses Jahr hat Merz eine Genehmigung für Botox-Tierversuche an 8.550 Mäusen bekommen. Die Firma lässt die Versuche vom Hamburger Labor LPT durchführen. Vor der Zulassung des Zelltests hat Merz durchschnittlich 35.000 Mäuse pro Jahr „verbraucht“. „Dass Ipsen für seine Botulinumtoxinpräparate Dysport und Azzalure mit jahrelanger Verspätung endlich auch auf eine tierversuchsfreie Zellmethode setzt, ist äußerst erfreulich und zeigt, dass der öffentliche Druck erfolgreich war“, freut sich Dr. med. vet. Corina Gericke, Vizevorsitzende der Ärzte gegen Tierversuche. Zahlen über den „Tierverbrauch“ gibt die Firma jedoch nicht bekannt. In den letzten Monaten hatte der Verein gegen den Schweizer Konzern Nestlé mobil gemacht, der in das Botox-Geschäft eingestiegen ist und die Produkte von Ipsen vertreibt. Ziel der Kampagne war es, durch öffentlichen Druck die Entwicklung und Anerkennung einer tierfreien Methode zu beschleunigen. „Der großartige Erfolg bedeutet aber leider immer noch nicht das Ende der schrecklichen Botox-Tierversuche“, moniert Dr. Gericke. Nicht nur, dass Allergan, Merz und Ipsen für bestimmte Tests im Rahmen der Botox-Prüfung weiter Tiere verwenden, es gibt auch noch andere Hersteller. „In Europa ist es jetzt vor allem die japanische Firma Eisai, die immer noch an Tieren testet. 2014/2015 gingen Tests an 90.000 Mäusen beim LPT auf das Konto von Eisai, die eine Niederlassung in Frankfurt betreibt“, erklärt die Tierärztin. Der Protest geht also weiter, bis keine Mäuse mehr für den Faltenkiller leiden und sterben müssen.
Quelle: TIERethik 2/2018