Affenversuche

Tierversuche an Primaten in der Schweiz
Tierversuche an Primaten werden seit Jahrzehnten durchgeführt.
Hauptgrund für die Beliebtheit von Primaten als Versuchstiere ist ihre hohe Entwicklungsstufe und biologische Nähe zum Menschen. Man hofft, dass die Versuchsresultate eher auf den Menschen übertragbar sind, als wenn sie von der Maus stammen.
Hauptgrund für die Kritik an Primatenversuchen ist aber genau derselbe: wir sind sehr nahe verwandt und müssen somit erst recht Primaten Rechte zugestehen.
Zumindest Versuche an Menschenaffen (Schimpansen, Gorillas) sind deshalb auch in vielen Ländern ganz verboten. 

Trotz der Fortschritte in der Forschung und der Entwicklung alternativer Testmethoden werden Affen auch heute noch in vielen verschiedenen Bereichen eingesetzt: in der pharmazeutischen Industrie bei der Entwicklung und Prüfung neuer Medikamente, bei der Entwicklung und Kontrolle von Impfstoffen, bei der Giftigkeitsprüfung von Chemikalien, aber auch in der Grundlagenforschung, vor allem im Bereich Hirnforschung. Weiter wurden und werden sie in Verhaltensstudien zur Erforschung von Lernprozessen und sozialen Interaktionen verwendet sowie in der Depressionsforschung.

In der Schweiz haben sich die Primatenforscher zu einem Netzwerk zusammengeschlossen und möchten die Schweiz als Kompetenzzentrum für Primatenforschung etablieren: das Swiss Non-Human Primates Competence Center for Research.

In der Schweiz werden die meisten Affen weit besser gehalten als in anderen Ländern.
Wie die Affen gehalten werden, können Sie in einem von den Forschern selbst erstellten Video der Uni Fribourg sehen.
Ein weiteres Video von 20Minuten zur Affenhaltung in Fribourg finden Sie hier.
Was Sie nicht sehen sind die Versuche selbst, die Operationen, die Wundprobleme, das Handling der Affen, wenn sie nicht kooperieren etc.

Wir haben verschiedentlich bestimmte Affenversuche kritisiert, da solche für uns nur in absoluten Ausnahmesituationen zulässig wären und jedenfalls nicht in der Grundlagenforschung mit belastenden Versuchen, siehe ‘Beispiele’. 

Finanzierung der Primatenversuche durch Steuergelder
Weiter sehr störend ist, dass die meisten Primatenversuche erhebliche Steuergelder erhalten, einerseits in Form von Geldern aus dem Schweizerischen Nationalfonds, meist in höheren 6-stelligen Beträgen, also viele hunderttausend Franken, für ein einziges Projekt, zu dem dann meist noch die Infrastrukturkosten hinzukommen, die sich kaum beziffern lassen.
Die Beträge können im Detail pro Projekt auf der Homepage des Nationalfonds eingesehen werden.
Eine Zusammenstellung einiger Beispiele dieser Kosten finden Sie weiter unten.
Die Versuchstierzahlen sind in der Schweiz relativ klein im Vergleich zum Ausland.
Insbesondere in den USA wird viel mehr an Primaten geforscht, auch unter weit tierfeindlicheren Umständen. 

Primatenversuche in den USA
In den USA werden enorm viele Affenversuche durchgeführt. Bei 60% handelt es sich um 'long tailed macaques'.
Brisant ist, dass diese einerseits als gefährdete Tierart gelten, und dass die USA andererseits für ihre Forschung dermassen viele Affen verbrauchen, dass sie diese selbst bei weitem nicht züchten können und auf Wildfänge in Asien angewiesen sind.
Etwa 30'000 Makaken werden jedes Jahr in die USA importiert! Wegen 'Knappheit' ist der Preis pro Affe von 2000 Dollar auf 20'000 und teils 50000 Dollar gestiegen.
In den USA werden mindestens 20% der Arzneimitteltests mit Primaten durchgeführt.
Der Umsatz der Pharmaindustrie beträgt etwa 586 Billionen US-Dollar.
Als der Schmuggel von Affen aus Kambodscha in die USA gestoppt wurde, sank die Zahl der importierten Affen von 17992 Tieren im Jahr 2022 auf 189 Tiere im Jahr 2023!!
Es wurde ein Zusammenbruch der Pharmaindustrie vorhergesagt.
Erstaunlicherweise sagte danach ein Sprecher der FDA (Food an Drug Administration), es habe keine Verlangsamung der Forschung gegeben..!
Die ausführliche und ausgedehnte Recherche von 'Fortune' in dieser Sache lesen Sie hier.
Vielfach sind in den USA schon Verletzungen der Tierhaltungsvorschriften beanstandet worden, gefolgt von Bussen, welche aber oft das Verhalten der Institute nicht nachhaltig veränderten.
Beispiele sind:
 - 2 Käfige wurden in einer Waschmaschine gewaschen, ohne die Affen vorher rauszunehmen. Die beiden Affen starben einen qualvollen Tod, Oregon Health an Science University.
 - den Affen während 4 Tagen keine Flüssigkeit gegeben, einer starb, Wisconsin-Madison University.
Mehr hierzu lesen Sie auf der Homepage von Sentient Science.
Das lässt tief blicken in die Fürsorge der Tierpfleger an diesen Institutionen. 


Untenstehend sehen Sie den Verlauf der Versuchstierzahlen bezüglich Affen in der Schweiz von 2018 bis 2022:


In der nächsten Tabelle sehen Sie, wo die Versuche 2022 durchgeführt wurden: 

Alle an den Universitäten.
Die ‘Versuche’ durch ‘Andere’ waren SG 0, also keine Belastung für die Tiere, zB wenn sie einfach beobachtet wurden.

Ein Bild, das Text, Screenshot, Zahl, Schrift enthält.Automatisch generierte Beschreibung

 














In der folgenden Tabelle sehen Sie, dass in der Schweiz keine Giftigkeitsprüfungen an Affen vorgenommen wurden und dass alle Versuche in den Bereich Grundlagenforschung fielen:

Ein Bild, das Text, Screenshot, Zahl, Schrift enthält.Automatisch generierte Beschreibung





















Vergleich Affenversuche Schweiz-Deutschland 2022
Die nun folgende Tabelle zeigt, dass in unserem Nachbarland Deutschland sehr viel mehr Affenversuche durchgeführt werden!
Es gibt auch Schweizer Forscher, die in Deutschland forschen, wahrscheinlich weil es doch noch leichter ist, in Deutschland eine Versuchsbewilligung zu bekommen als in der Schweiz. 

 

Schweiz

Deutschland

Schweregrad 0

187

 

Schweregrad 1

2

219

Schweregrad 2

11

1974

Schweregrad 3

0

5


Nebst der unglaublich hohen Anzahl an Tierversuchen in hohem Schweregrad ist auch noch zu bemerken, dass viele dieser Versuche reine Grundlagenforschung sind, also keine unmittelbaren Vorteile für Mensch oder Tier erwartet werden, und dass sowohl Tierhaltung wie auch Versuchsdurchführung oft in erschreckender Form stattfinden. Wir verweisen hierfür auf die Homepage unserer Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland, Ärzte gegen Tierversuche.

Damit Sie einen Eindruck von den Summen an Steuergeldern bekommen, die in Primatenforschung investiert werden, hier einige Beispiele (nur der SNF-Beitrag (Schweizerischer Nationalfonds), ohne Infrastrukturkosten der Institute): 


SNF Beiträge Affenforschung, Beispiele

Titel

Forscher

Betrag in SFr

Ort

Dauer

Optogenetic investigation...

Michael Schmid

206'018

Fribourg

2020 - 2022

Organizational principles...

Felix Franke

861'345

Basel

2023 - 2027

Characterisations of el...

Michael Schmid

698'772

Fribourg

2022 - 2026

Through the eyes...

Daniel Huber

481'487

Genf

2020 - 2024

Neural mechanisms of choking...

Simon Borgognon

113'000

USA

2022 - 2024

In the objects shoes...

Ilaria Sani

1'800'000

Genf

2023 - 2028

 SUMME

 

4'160'622

 



Förderung von Primatenversuchen im Ausland
Tierversuche in den USA können vom SNF (Schweizerischer Nationalfonds) mit Schweizer Forschungsgeldern gefördert werden!
Hierzu muss keine Bewilligung einer schweizerischen Tierversuchskommission vorliegen, sofern der SNF davon ausgeht, dass im betreffenden Land ähnliche Tierschutzvorschriften bestehen wie in der Schweiz. Der SNF muss eine Kopie der von den lokalen Behörden im Ausland ausgestellten Genehmigungen erhalten.
Da bekanntermassen in den USA ungleich mehr Affenversuche durchgeführt und somit auch bewilligt werden, muss man davon ausgehen, dass es einfacher ist, in den USA eine Bewilligung zu erhalten als in der Schweiz.
Beispiel: Der oben aufgelistete Primatenversuch zu den 'Neural mechanisms of choking under pressure', Simon Borgognon, SNF Projekt-Nr 210986' ist aufgrund der vom SNF zur Verfügung gestellten Angaben aus unserer Sicht nicht zu verantworten. Vom Forscher selbst erhielten wir keine weiteren Angaben. Von einer Schweizerischen Tierversuchskommission ist er nicht geprüft worden. Der SNF erwidert auf Anfrage, dass die Bewilligung einer amerikanischen Behörde für sie gleichwertig sei. Diese ist aber nicht einsehbar.
Von einer gleichwertigen Güterabwägung kann schon deshalb keine Rede sein, da in den USA generell sehr viele Primatenversuche durchgeführt und somit bewilligt werden, bei uns nur wenige.

Bei Förderungsanträgen aus Ländern wie China oder Indien holt sich der SNF eine Beurteilung bei einer schweizerischen Tierversuchskommission ein, mit der Frage, ob ihrer Ansicht nach der geplante Versuch in der Schweiz bewilligt würde, bevor der SNF Förderungsgelder spricht.

Auf unserer Homepage finden Sie weitere Beiträge zu Affenversuchen:
- Beiträge erscheinen chronologisch in der Rubrik 'News'.
- Sie finden aber auch detaillierte Bewertungen von Affenversuchen unter der Rubrik '
Beispiele'.
- Kommentar zum
 Regierungsratsentscheid zu den Affenversuchen von ETH und Uni Dezember 2015
Kommentar zu konkreten Aussagen des Zürcher Regierungsrats 2015 in Tabellenform