Xenotransplantation

Warum Xenotransplantation - und warum nicht?

Seit vielen Jahren gibt es einen Mangel an menschlichen Organen für die Transplantation.
Naheliegend ist dann die Idee, Organe von Schweinen oder Affen zu nehmen.
Bei den Millionen von Schweinen und anderen Tieren, die wir jedes Jahr zum Essen töten, scheint es auch nicht so verwerflich, einem Schwein ein Herz zu entnehmen, damit ein Mensch überlebt, anstatt das Schwein zur Fleischgewinnung zu töten.
Bei genauerer Betrachtung sieht es aber ganz anders aus.

Ein Schwein als Beispiel könnte artgerecht gehalten werden und eines Tages ohne Belastung geschlachtet werden (dieser Idealfall ist selten…).
Ein Schwein zur Entnahme von ‘Spender’organen muss hingegen zuerst genmodifiziert und hierzu gezüchtet werden, zur besseren Funktion des Organs sowie zur Verminderung der möglichen Abstossungsreaktion. Anschliessend lebt es ab Tag 1 in hoch steriler Umgebung, da es ein supprimiertes Immunsystem hat, damit es später seinen Empfänger nicht immunologisch angreifen wird und umgekehrt.
Dies ergibt eine belastende Tierhaltung und belastende Tierversuche.
Von einer Organspende, bei der das Wort ‘Spende’ die Freiwilligkeit beinhaltet, darf hier nicht gesprochen werden.  

Erste Versuche am Menschen haben bereits in den USA stattgefunden. So wurde 2022 erstmals in den USA einem Menschen ein Schweineherz transplantiert. Trotz der Fortschritte des Gen-editings und der Kontrolle der Abstossungsreaktionen konnte der Patient das Spital nie verlassen und verstarb dort nach 2 Monaten. 

Im Jahr 2000 sprach sich die Eidgenössische Ethikkommission für die Biotechnologie im Ausserhumanbereich EKAH gegen die Xenotransplantation aus.

Begründet wurde dies damals mit ungenügenden wissenschaftlichen Grundlagen zur Beurteilung der Risiken der Xenotransplantation. Weiter bemängelte sie das Fehlen von tierethischen Aspekten im Gesetzesvorschlag.

Die EKAH hielt es für unverantwortlich, sowohl klinische Versuche am Menschen als auch präklinische Versuche an Menschenaffen durchzuführen. 

2024 nahm die EKAH eine Neubeurteilung vor. Anlass war, dass die Xenotransplantation wieder mehr ins Rampenlicht tritt.
Ihr Fazit:
Gegenüber den Patienten sieht sie eine Hilfspflicht.
Gegenüber den Tieren sieht sie viele Belastungen:

  • Belastungen bei der Grundlagenforschung zur Xenotransplantation
  • Belastungen durch die Versuche zur genetischen Veränderung der Tiere
  • Belastungen durch die eigentlichen Transplantationsversuche an Tieren wie Übertragung einer Schweineniere in einen Primaten
  • Belastungen durch die sterile Aufzucht der Opfertiere
  • Belastungen durch zahlreiche Blutentnahmen
  • Belastungen durch die Tötung zur Organentnahme, ‘Ernte’.

 

Die EKAH kommt im März 2024 in Ihrem Bericht Xenotransplantation zu folgendem Schluss:

  • Die Hälfte der Mitglieder beurteilt die Chancen der Xenotransplantation als so hoch, dass die Forschung trotz hoher Belastung auch vieler Primaten erlaubt sein soll.
  • Die andere Hälfte der EKAH beurteilt aber die schwere Belastung der Primaten durch diese Forschung als zu schwer.

 

Tierversuche lassen sich nur rechtfertigen, wenn sie ‘geeignet, unerlässlich und verhältnismässig sind’, so steht es im Gesetz.
Die Xenotransplantation ist jedoch nicht geeignet (menschliche Organe sind geeigneter).
Auch nicht unerlässlich: Dies weil genügend menschliche Organe vorhanden wären, nur auf diese derzeit nicht zugegriffen werden kann aus korrigierbaren Gründen: wegen Befindlichkeiten der Bevölkerung, von einfachem ‘will nicht’ über religiöse Gründe, wegen administrativen Hürden bei der Erfassung und Rekrutierung möglicher Spender etc..
Solange bei Mitwirkung der Bevölkerung genügend menschliche Organe zur Verfügung stünden ist somit die Unerlässlichkeit nicht gegeben. Und die Xenotransplantation nicht zulässig.

Wie auch sonst in vielen Bereichen des Tierversuchswesens ist der Mensch selbst oft wegen geringen Gründen nicht bereit, auch nur einen kleinen Beitrag selbst zu leisten.

Gleichzeitig fordert er vom Versuchstier aber alles, das Erdulden von schwer belastenden Versuchen, ein Leben im Versuchslabor und schliesslich den Tod zur Organentnahme.