Hundeversuche
Auch heute noch finden viele und sehr belastende Tierversuche mit Hunden statt.
Dies ist selbst vielen Hundehaltern nicht bekannt!
Hundeversuche zur Entwicklung von Pestiziden
Man darf nicht vergessen, dass auch heute noch bei der Entwicklung von Pestiziden, welche für die Landwirtschaft weltweit wichtig sind, Hundeversuche vorgeschrieben sind, und zwar der 90-Tage-Toxizitätstest für subchronische Toxizität.
Glücklicherweise wurde schon vor einigen Jahren zumindest der Langzeittest über 1 Jahr aufgegeben.
Das Leiden, das Hunde für die Testung dieser Chemikalien erdulden mussten, mag man sich gar nicht vorstellen.
Im Jahr 1973 wurden noch nur schon in den USA PRO JAHR 200'000 Hunde 'verbraucht'.
Im Jahr 2017 waren es immerhin noch 60'000 Hunde pro Jahr, alleine in den USA!
Im Jahr 2022 waren in der EU 3745 Hunde Versuchen mit Schweregrad 2 und 3 ausgesetzt, also mittel- bis stark belastenden Versuchen (Alures statistic), in Deutschland 217 Hunde.
Kaum fassbare Zahlen!
Es laufen Bemühungen, diese Pestizid-Hundeversuche durch tierfreie Technologien zu ersetzen, bis jetzt sind es aber noch Hundeversuche!!
Den Stand dieser Verhandlungen Februar 2023 können Sie hier nachlesen.
Der Hund ist seit Jahrhunderten ein beliebtes Versuchstier.
Was man den Hunden alles angetan hat, ist vollständig unerträglich. Sie finden Beispiele unter ‘Geschichte’ und in vielen Quellen; hier möchten wir Ihnen diese ersparen.
Der Hund gilt als das ideale Versuchstier um Pestizide zu testen, aber auch generell, da man mit der Grösse des Tieres und seiner Organe gut 'arbeiten' kann.
Der klassische Versuchshund ist der Beagle, da er gutmütig, klein und handlich ist. Es werden aber auch Golden Retriever und andere Rassen verwendet.
Noch heute sind viele Hundeversuche schlicht gesetzlich vorgeschrieben.
Two-species-paradigma
Im Jahr 1965 stellte die mächtige amerikanische ‚Food an Drug Administration‘ FDA das ‚two-species-paradigma‘ auf, das besagt, dass zur Sicherheit der Konsumenten Stoffe nebst an Nagetieren auch noch an einer zweiten Art getestet werden müssen.
Diese zweite Art (‚species‘) ist in aller Regel der Hund.
Diese Regelung wurde von vielen Organisationen wie der OECD übernommen und ist somit heute weltweiter, gesetzlich verankerter Standard.
Hier etwas Statistik zur Erkennungsrate von Nebenwirkungen durch Tierversuche mit Nagern, Hunden, Affen:
- 43% der Nebenwirkungen können vorausgesagt werden, wenn man alleine an Ratten testet.
- 63% der Nebenwirkungen werden erkannt beim Test allein an der ‚second species‘, also meist Hunden oder Affen.
- 71% der Nebenwirkungen werden erfasst mit dieser Kombination von Tests an Nagern und der ‚second species‘, also meist dem Hund.
- 29% der Nebenwirkungen bleiben somit auch im kombinierten Tierversuch unentdeckt.
(ALTEX Nov. 2011, und: Broadhead et al., 2000, Prospects for reducing and refining the use of dogs in the regulatory toxicity testing of pharmaceuticals, Hum Exp Toxicol 2000 19: 440)
Viele und schwer belastende Tests mit Hunden werden wie erwähnt im Bereich der Giftigkeitstestung von Pestiziden durchgeführt. Der Nutzen dieser Tests ist aber massiv dadurch reduziert, dass die Firmen die Resultate ihrer Tests nicht publizieren müssen. Hierdurch entsteht die Gefahr, dass Tests unnötig von anderen Firmen wiederholt werden und das Risiko für den Endanwender, dass er von unerwünschten Resultaten nie was erfährt (siehe wieder ‚Studienregister‘).
Die Hundeversuche von Inthera 2019
Seit Jahrzehnten beschwichtigen die Forschenden uns mit der Versicherung, dass heute der Tierschutz vorbildlich sei...
Und immer wenn man denkt, vielleicht stimmt es ja wirklich und es gibt tatsächlich heute nicht mehr so schlimme Tierversuche an Hunden, taucht ein neuer Skandal auf. Sogar der Kassensturz des Schweizer Fernsehens berichtete 2019 hierüber.
Ebenfalls seit Jahrzehnten deckt jede neue verdeckte Reportage in Tierversuchsbetrieben unhaltbare Zustände und grausame Tierversuche auf.
Grundsätzlich versuchen wir sachlich zu sein und zeigen kaum Bilder. Einige Bilder aus dem Jahr 2019 müssen wir Ihnen trotzdem zumindest zur Verfügung stellen, da sie auf einen Blick verständlicher darstellen, dass auch heute Tiere bei Versuchen immens leiden, als jeder intellektuelle Text. Die Bilder sind verdeckt aufgenommen worden im Jahr 2019, und nicht etwa von 1800. Wir zeigen sie mit Bewilligung des SoKo Tierschutz. Wenn Sie 2 Bilder ansehen wollen, klicken Sie bitte 'Hunde von Inthera'.
Die Sendung Kassensturz des Schweizer Fernsehens berichtete wie erwähnt am 15.10.2019 über die unerträglichen Tierversuche an Hunden, siehe hier.
Im Auftrag der Schweizer Firma Inthera Bioscience wurden in der deutschen Tierversuchsanstalt LPT Beagles einem neuen Wirkstoff ausgesetzt. Trotz auch für Laien sichtlichem Leiden der Tiere liess man diese ohne Betreuung und ohne sie in Anbetracht ihres Leidens frühzeitig einzuschläfern alleine leiden und langsam sterben. Dies widerspricht klar sämtlichen Richtlinien für Tierversuche.
Es stellen sich somit viele Fragen:
- Wie soll man den Forschenden vertrauen, wenn trotz vielen Versprechen regelmässig wieder unhaltbare Zustände aufgedeckt werden.
- Die grossen Pharmafirmen haben sich einen Ethik-Codex gegeben unter dem Namen 'Charta Tierschutz', unter dem Dach von Interpharma. Die hier betroffene Firma ist eine noch kleine Startup-Firma, die nicht Mitglied war von Interpharma. Bei diesen Firmen scheint man speziell gut auf die Erfüllung der Tierschutzvorschriften aufpassen zu müssen.
- Vor allem aber: in unseren Augen ist eine Firma, die Tierversuche im Ausland in Auftrag gibt, auch für diese verantwortlich. Unseres Erachtens müsste dann diese Schweizer Firma auch als Auftraggeberin dem Schweizer Tierschutzgesetz unterstellt sein.
'Nebenbei' sah man in dieser Dokumentation auch reihenweise mit dem Hals an der Wand festgemachte Affen mit ebenfalls auf Armlehnen fixierten Armen, wahrscheinlich für Blutuntersuchungen.
Uns wird immer weisgemacht, dass die Tiere bei den Versuchen weitgehend freiwillig mitmachen und sich Blut nehmen lassen. In einer Fernsehdokumentationen 2019 über Forschung an Affen wurde beispielsweise gezeigt, wie man mit den Affen Hütchenspiele macht, diese fernsehen können und der Versuchsleiter findet, seine Affen hätten ein paradiesisches Leben...
Bilder aus der Toxikologie werden aber nie gezeigt.
Wie es aussieht, wenn die Tiere nicht freiwillig mitmachen bei Blutentnahmen etc sieht man nie und ist schwer zu ertragen.
Wer glaubt jetzt noch, dass bei Tierversuchen alles zum Besten bestellt ist?
Auslagerung der Hundeversuche um 2016
Hundeversuche haben in der Schweiz im Jahr 2016 extrem abgenommen.
- 2014 gab es noch 325 mittelschwer bis schwer belastende Versuche.
- 2015 gab es 264 im Jahr.
- 2017, 2018, 2019, 2021 Null und 5 im Jahr 2022.
Was im ersten Moment extrem erfreulich tönt, muss leider sogleich relativiert werden: Es ist nicht so, dass die Hundeversuche nicht mehr gemacht werden, sondern dass diese ins Ausland verlagert wurden, wo es gegen Hundeversuche weniger Proteste gibt. Dies wurde uns von einer Pharma-Sprecherin bestätigt.
Dies unterstreicht mehrere Aussagen:
- Tierversuche an Hunden sind in der Schweiz gesellschaftlich nicht mehr akzeptiert (sonst wären sie nicht ausgelagert worden)
- Tierschutz darf nicht an der Landesgrenze halt machen.
Wir müssen die Versuchstiere international schützen, damit auch ausgelagerte Versuche wenigstens unter tierschutzkonformen Bedingungen stattfinden und die Hundeversuche später auch dort abgeschafft werden.
Da Hundeversuche immer noch in einigen Bereichen gesetzlich vorgeschrieben sind, muss man auch auf die gesetzlichen Regelwerke Einfluss nehmen, und dies eben international.
Aus diesem Grund sind wir auch Anfang 2024 der Eurogroup for Animals beigetreten, die auf Europaebene in Brüssel sich für die Versuchstiere einsetzt. Im November 2024 traten wir auch der European Coalition to End Animal Experiments ECEAE bei.
Meinungsumfrage in der EU 2010
Eine Meinungsumfrage in der EU im Jahr 2010 ergab, dass
- 79% der Befragten Tierversuche nur für schwere und lebensbedrohliche Erkrankungen zulassen wollten,
- 84% der Befragten alle Tierversuche verbieten wollten, die den Tieren schweres Leid antun,
- 77% der Befragten Tierversuche mit Hunden ablehnen, wenn diese hierbei leiden.
Meinungsumfrage in der Schweiz 2011
Eine diesbezüglich von uns in Auftrag gegebene Meinungsumfrage zeigte:
- 70% aller Schweizer wollen keine Tierversuche an Hunden, um vielleicht Krankheiten bei Hunden besser behandeln zu können.
- 65% aller Schweizer wollen nicht mal Tierversuche an Hunden, um vielleicht Krankheiten des Menschen besser behandeln zu können.
- 79% aller Schweizer wollen keine belastenden Hundeversuche, um die Giftigkeit von Stoffen wie beispielsweise Pestiziden besser einschätzen zu können.
Dies steht in krassem Gegensatz zum weitverbreiteten Gebrauch des Hundes als Versuchstier.
Situation in unserem Nachbarland Deutschland
Nachdem die Schweiz praktisch alle Hundeversuche ausgelagert hat, tragen wir Mitverantwortung für die Versuche im Ausland. Als Beispiel hier ein paar Zahlen zu Hundeversuchen in Deutschland:
Anzahl Hundeversuche 2022 | 2873 |
Davon Schweregrad 2 (mittel) | 214 |
Davon Schweregrad 3 (schwer) | 3 |
Verwendung für Produktion und Regulation | 1190 |
Verwendung für angewandte Forschung | 606 |
Verwendung für Grundlagenforschung | 323 |
Verwendung für Hochschulausbildung | 105 |
Verwendung für Schulung beruflicher Fähigkeiten | 649 |
Die Schweregrade sind nicht den einzelnen Zwecken zuzuordnen, womit definitive Aussagen schwierig sind.
Insgesamt aber Fazit:
- Hohe Versuchstierzahl
- 217 Hunde, denen schweres bis mittelschweres Leid zugefügt wurde
- Viele Hunde für die Produktsicherheit, die zunehmend von den moderneren human-relevanten Methoden wie Organs-on-a-chip oder Organoiden abgelöst werden müssten, s. NAMs
- Viele in der Ausbildung, wo die Hunde auch durch Modelle abgelöst werden müssten.