3R in der Schweiz

Die Schweiz hat zwar seit Jahrzehnten ein 3R-Prinzip, das aber die Versuchstierzahlen nicht senken kann.
Sie hat jedoch KEIN Konzept zur Reduktion der Versuchstierzahlen, wie dies die EU bereits hat!

Das 3R-Prinzip ist ein Konzept von 1959 von W.M.S Russell und R.L. Burch, mit der Aufforderung, das Tierleid zu mindern durch 'Refinement' (tierschonendere Versuchsanordnung), 'Reduce' (weniger Tiere pro Versuchsreihe), 'Replacement' (Tiere durch andere Methode ersetzen, wenn möglich).

Lesen Sie hier einen Abriss zur Geschichte von 3R in der Schweiz bis heute

1959 Publikation des Konzepts 3R durch Russel und Burch in England. 

1987 Gründung der Stiftung Forschung 3R. Die Stiftung 3R war eine Gemeinschaftseinrichtung, die 1987 von der Parlamentarischen Gruppe für Tierversuchsfragen (öffentliches Organ), der Interpharma und der Stiftung für tierversuchsfreie Forschung (Tierschutz) gegründet wurde. Die Organisation stand unter der Aufsicht des Eidgenössischen Departements des Innern. 

1.7.2015 Bericht des Bundesrates in Erfüllung des Postulats 12.3660 der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur NR vom 17. August 2012
‘Zukunft der Stiftung Forschung 3R und Alternativmethoden für Tierversuche’

Hier einige interessante Passagen:

- Einleitung: Die insgesamt hohen und tendenziell steigenden Zahlen geben Hinweise, dass Handlungsbedarf besteht und die Stiftung Forschung 3R bei dieser wichtigen Aufgabe nur einen Teil der Informationsarbeit leisten kann und für die Bewilligung von Forschungsprojekten für Alternativmethoden die Mittel fehlen.

- 3.2.: Trotzdem steigen in der Schweiz die Versuchstierzahlen in der Forschung wieder an. Angesichts der Anstrengungen für 3R erstaunt diese Entwicklung auf den ersten Blick. Ohne verstärkte Entwicklung von Ersatzmethoden und technische Verbesserungen von Tierversuchen wird es nicht möglich sein, den weiteren Anstieg der Versuchstierzahlen zu verhindern.
..Die weitest mögliche Reduktion der Anzahl Tierversuche und die kleinstmögliche Belastung der Versuchstiere liegen im öffentlichen Interesse und sind ein gesetzlicher Auftrag.

- 4.1 3R-Kompetenz stärken: Die Verfügbarkeit und der Austausch von 3R-Informationen sowie die Weiterentwicklung des 3R-Knowhows sind Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung der 3R-Prinzipien, für neue Erkenntnisse, die zu neuen Forschungsfragen führen, und letztendlich für die erfolgreiche und nachhaltige Wirkung auf die Tierzahlen und die Belastung der Versuchstiere. Zur Stärkung der 3R-Kompetenz erkennt der Bundesrat folgende Handlungsfelder: Erweiterung der Aus-, Weiter- und Fortbildung von Forschenden im Bereich 3R, Publikation 3R-relevanter Informationen, Publikation von negativen Ergebnissen von Versuchen, Stärkung der 3R-Forschung, Schaffung eines nationalen 3R-Kompetenzzentrums, Initiierung der 3R-Methodenforschung und -validierung.
Kommentar: Gleiche Forderung wie heute, mit gleichem Grund!

- 6. Schlussfolgerung: .. Die Entwicklung der letzten zehn Jahre zeigt jedoch, dass grosse Anstrengungen unternommen werden müssen, um einen erneuten Anstieg der Versuchstierzahlen zu vermeiden.
Kommentar: Wie heute!! 

27. März 2018 Gründung des Schweizerischen Kompetenzzentrums 3RCC als gemeinnütziger, steuerbefreiter Verein. 

03.02.2021 Gründung Nationales Forschungsprogramm NFP 79 «Advancing 3R – Tiere, Forschung und Gesellschaft». Medienmitteilung: Nationales Forschungsprogramm zu den Themen Tiere, Forschung und Gesellschaft lanciert. Der Bundesrat hat am 3. Februar 2021 ein neues Nationales Forschungsprogramm zum Thema «Advancing 3R – Tiere, Forschung und Gesellschaft» lanciert. Hauptziele des Programms sind die Reduktion der Anzahl Tierversuche in der wissenschaftlichen Forschung, die Verbesserung von Tierversuchen sowie die Erarbeitung von Grundlagen zu ethischen und gesellschaftlichen Aspekten in diesem Bereich. Das mit 20 Millionen Franken dotierte Programm dauert fünf Jahre.
Das Nationale Forschungsprogramm (NFP) 79 «Advancing 3R – Tiere, Forschung und Gesellschaft» verfolgt zum einen das Ziel, die Zahl der Tierversuche in der wissenschaftlichen Forschung und damit auch die Anzahl der benötigten Versuchstiere nachweislich zu reduzieren. Auch soll die Belastung der Versuchstiere im Experiment und in der Haltung wesentlich minimiert werden. Zum anderen werden im Rahmen dieses NFP ethische, rechtliche, soziale, kulturelle und ökonomische Aspekte von Tierversuchen erforscht. 

Kommentar unsererseits:

3R und 3RCC:
Zweifel an der Wirksamkeit es 3R-Prinzips zur Reduktion der Versuchstierzahlen.
Seit 1996 kein Absinken des Versuchstierzahlen, trotz Anwendung von 3R (siehe auch unseren Artikel ‘Kein Rückgang der Versuchstierzahlen trotz 3R

NFP 79:
An der Tierversuchstagung des STS in Olten am 15.12.2023 schrieb Prof. Herwig Grimm, Präsident des Scientific Steering Committees, NRP 79 Advancing 3R: „Der Erfolg des Programms wird und kann somit nicht an einem Rückgang der absoluten Zahl der zu Forschungszwecken eingesetzten Tiere festgemacht oder gemessen werden." 
Frau Dr. Jenny Sandström, Executive Director des 3RCC, betonte ebenfalls an dieser Tagung, dass die Reduktion der Tierversuchszahl nicht ihr primäres Ziel sei, und dass man nicht so sehr auf Replacement (Ersatz) hinarbeiten solle, sondern mehr auf das Refinement (Milderung) der Tierversuche.
Auf eine Rückfrage unsererseits hin erhielten wir vom Leitungsgremium des NFP79 die begrüssenswerte Antwort ‘Das übergeordnete Ziel des NFP 79 besteht weiterhin darin, die Zahl der Tierversuche in der wissenschaftlichen Forschung zu senken.‘
Die Senkung der Versuchstierzahlen scheint keine Priorität des NFP 79 zu sein.

FAZIT
Die Schweiz hat zwar seit Jahrzehnten ein 3R-Prinzip, das aber die Versuchstierzahlen nicht senken kann.
Sie hat jedoch KEIN Konzept zur Reduktion der Versuchstierzahlen, wie dies die EU bereits hat!

Siehe auch unsere Seite 3R in der EU!