Dezember 2017

Studien zeigen unzureichende wissenschaftliche Stringenz in Schweizer Tierversuchen

Zwei Studien, die von Hanno Würbel und Kollegen an der Universität Bern veröffentlicht wurden, stellen die wissenschaftliche Stringenz von in der Schweiz durchgeführten Tierversuchen in Frage.

Zwei Studien, die von Hanno Würbel und Kollegen an der Universität Bern veröffentlicht wurden, stellen die wissenschaftliche Stringenz von in der Schweiz durchgeführten Tierversuchen in Frage. In der ersten Arbeit (URL: https://doi.org/10.1371/journal.pbio.2000598) überprüften die Wissenschaftler 1.277 genehmigte Tierversuchsvorhaben sowie eine zufällige Auswahl von 50 wissenschaftlichen Veröffentlichungen, die aus diesen Vorhaben hervorgingen, auf die Beschreibung der Anwendung von sieben grundlegenden Maßnahmen (verdeckte Zuordnung, Verblindung, Randomisierung, Berechnung des Probenumfangs, Einschluss- und Ausschlusskriterien, primäre Ergebnisvariable und statistischer Analyseplan) zum Schutz vor systematischen Fehlern. Sie fanden, dass keines dieser Kriterien in mehr als 20 Prozent der Vorhaben und keines der Kriterien in mehr als 35 Prozent der Veröffentlichungen genannt wurde. Um herauszufinden, ob die Kriterien nur in den Vorhaben und Veröffentlichungen nicht beschrieben wurden oder ob sie gar nicht angewendet wurden, wurden 2.000 Tierforscher in einer Online-Umfrage gefragt, ob sie die sieben Kriterien bei ihren Experimenten anwenden um systematischen Fehlern vorzubeugen (URL: https://doi.org/10.1371/journal.pone.0165999). Ein hoher Anteil der Befragten bestätigte die Anwendung der Kriterien und gab an, dies auch in den letzten Veröffentlichungen beschrieben zu haben. Eine Überprüfung dieser Aussagen ergab jedoch, dass keines der Kriterien in mehr als 20 Prozent der Veröffentlichungen beschrieben worden war. Diese Studien zeigen, dass oft weder Ethikkomitees noch Wissenschaftler noch Gutachter noch Zeitschriften bereit sind, die Verantwortung zu übernehmen und sicherzustellen, dass Tierversuche nach den Kriterien des Best-Practice geplant und dokumentiert werden, so wie dies z.B. vom Experimental Design Assistant (URL: https://www.nc3rs.org.uk/experimental-design-assistant-eda) und den ARRIVE-Guidelines (URL: https://www.nc3rs.org.uk/arrive-guidelines), beide vom NC3Rs entwickelt, empfohlen wird.


Quelle: TIERethik 2/2017